Brigitte Reinhardt
Textausschnitt aus dem Katalogtext

„Verstand und Gefühl“
Christine Gläser, Arbeiten
2009 – 2011

Christine Gläser ist durch und durch Malerin. Sie drückt ihr künstlerisches Anliegen allein mit Farbe und Form aus, in starken, aber auch pastellartig zarten Tönen, die sie in lockeren abstrakten Einheiten auf der Bildfläche miteinander in Beziehung setzt. Kräftige Pinselstriche formen flächige Elemente, die über- und nebeneinander gleichsam lagern und schweben, sich verzahnen und die sich in der Überschneidung noch jenseits des Bildrands fortsetzen könnten.

Bei näherer Betrachtung scheinen einzelne Farbformen nach vorne zutreten, andere im Bildgrund zu versinken: Es entsteht Räumlichkeit und damit Spannung. Die Malerin erprobt in immer neuen Konstellationen die unterschiedlichen Wirkungskräfte im Bild. Sie fordert deren Dynamik heraus und bändigt sie zugleich in einer Balance, die häufig von einem dominierenden Farbkörper oder einer entschiedenen Geste angestoßen oder zentriert wird. Die Bildgefüge wirken spontan hingesetzt, ihre Strukturen sind jedoch mit großem Feingefühl durchdacht. Untere Farbschichten schimmern durch. Sie tragen zu der sensiblen koloristischen und strukturellen Modulierung bei und sie verweisen auf den Malprozess. Und der erfordert Zeit.

Die Künstlerin arbeitet zwar direkt auf die Leinwand, ohne vorbereitende Skizzen und Entwürfe. Aus dem ersten intuitiven Schritt ergeben sich jedoch viele weitere. Wie der antike Pygmalion erschafft sich die Malerin im eigenen Werk nämlich ein Gegenüber, das in der intensiven Zwiesprache zusehends an Eigenleben gewinnt, das malerische Probleme stellt und entsprechende Lösungen herausfordert.